Besuch in der Corona Intensivstation der Uniklinik Tübingen Teil 1

Selfie im Spiegel vom Fotograf in FFP 3 Schutzkleidung
Anfang des Jahres, genauer im Januar und Februar 2021, war ich mit meinem Foto in der Cronaklinik Tübingen. Dort konnte ich während mehreren Besuchen auf der Corona-Intensiv-Station beeindruckende Bilder schießen. Ein Projekt, dass völlig unerwartet auf mich zu kam. Ebenso überrollt hat mich die darauf folgende Resonanz auf diese Fotoreportage. Die Bilder sind nicht nur prominent in der Aula der Klinik ausgestellt. Ich war im DER SPIEGEL online, diversen Tageszeitungen, bekomme über Social Media Anfragen und vieles mehr. Die Geschichte ging wie man so sagt ganz schön durch die Decke. Oder wie ich im Scherz sage, eine Achterbahnfahrt ist ein Kindergeburtstag gegen. Der Zollern-Alb-Kurier aus Balingen ist Mitausrichter der Ausstellung zum World-Press-Photo-Award. Eine unter Pressefotografen hoch begehrte jährlich vergebene Auszeichnung der niederländischen Stiftung World Press Photo. Ihnen war nicht verborgen geblieben, was dort in Tübingen umgesetzt wurde. So wurde ich gebeten bei der Rahmenveranstaltung etwas über dieses Projekt zu erzählen. Diesen Text stelle ich nun in mehrteiliger Form in meinen Blog online. Aus Patientenschutz und bildrechtlichtlichen Gründen sehe ich davon ab, bis auf eine kleine Auswahl die Bilder auf meinem Webspace zu präsentieren. Die komplette Bilderstrecke kann man online auf der Homepage der Uniklinik sehen. Oder eine reduzierte Version mit tollen Begleittexten bei DER SPIEGEL Online

Here we go…

Hi,

 

mein Name ist Tobias Wuntke und ich bin freiberuflicher Fotograf aus Burladingen. Ich war im Januar / Februar 2021 , mitten in der 2. Pandemiewelle, in der Cronaklinik Tübingen auf der Corona-Intensivstation um dort die Situation fotografisch einzufangen. Mein eigentlicher Schwerpunkt als Fotograf ist im Bereich der Hochzeits- / Familienfotografie. Privat setze ich mich mit der reizvollen Landschaft der Schwäbischen Alb bis hinunter zum Bodensee in meinen Fotoprojekten auseinander.

Man wird mir zustimmen, dass dies nicht der naheliegende Background ist für die anspruchsvolle Aufgabe in solch einem sensiblen Bereich zu fotografieren. Wie kam ich nun dazu?

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Kurz: Wie die berühmte Jungfrau zum Kind.

Anfang Dezember 2020 kam die Initiatorin der ganzen Sache Frau Strasser auf mich zu. Sie ist langjährige Fachkrankenschwester für Anästhesie & Intensivmedizin in der Uniklinik und war schon Teil des Teams, welches sich der ersten Welle stellte. Ihr kam der Gedanke, dass es doch möglich sein muss Außenstehenden die besonderen Umstände vor Ort zu zeigen. 

So trudelte bei mir eine formlose Anfrage per E-Mail ein, ob ich mir die Umsetzung solch eines Projektes vorstellen könnte. Exakte Ideen wie das geschehen oder wohin das am Ende führt existierten nicht. Etwas überrascht von der Art der Aufgabe, wollte ich mir das in einem persönlichen Gespräch mit ihr anhören. Immerhin war die ganze Geschichte Neuland für mich.

Wir trafen uns und sie erklärte mir ihre Ideen und die Situation auf der Covid Station innerhalb der Uniklinik Tübingen. Was mich bei der Arbeit vor Ort erwarten würde. Ich schilderte ihr, was meine Bedenken wären. Worauf abseits der Fotografie zu achten ist und wie ich mir eine Umsetzung vorstellen könnte. Eben als eine Art Fotoreportage, bei welcher ich das Team über einen längeren Zeitraum aus dem Hintergrund begleite.

Anfrage per E-Mail im Dezember 2019

Für mich persönlich war und ist bei solch einem Projekt die Sicherheit aller Beteiligten wichtig. Dazu gehört der eigene Schutz, in dem Fall vor dem unsichtbaren Virus SARS-Cov 2. Ebenso wollte ich die Patienten nicht in Gefahr bringen, indem ich irgendwelche Schläuche, bzw. Kabel unbeabsichtigt ziehe. Bei einem Notfall im Weg stehe oder an den Maschinen beim Vorbeigehen versehentlich etwas verstelle.

Die Klinikmitarbeiter sollten durch mich möglichst wenig bei ihrer Arbeit gestört werden. Ich nach Möglichkeit als Teil des Teams wahrgenommen werden. Quasi innerhalb des Teams während meiner Anwesenheit untergehen und unsichtbar werden. Mir war aus meinen sonst üblichen Jobs klar, dass nur so an authentische, ungestellte Fotos zu kommen ist.

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Aus fotografischer Sicht stellte sich mir die Fragen, welche Form der Bildsprache ich wähle. Wie weit kann ich gehen kann Patienten & Mitarbeiter vor Ort abzulichten. Was ist mit den Einverständniserklärungen fotografierter Personen? Ohne selbige darf und kann ich niemanden fotografieren. Wie gehe ich persönlich mit dem Gesehenen um? Welche Ausrüstung benötige ich? Gibt es ähnliche Projekte, an denen ich mich orientieren könnte? Immerhin war ich noch nie auf einer Intensivstation zum Fotografieren. Bei wem sollen die Bildrechte liegen?

Ein ähnliches Projekt fand ich nur in den USA bei einem Fotografen, welcher als festangestellter Fotograf einer Klinik die erste Welle dort dokumentierte. An seiner Bildsprache wollte ich mich etwas orientieren. Das Einholen der Einverständniserklärungen sollten über die Klinik laufen. Die Bildrechte ebenso dort liegen. Das war rein vom Organisatorischen für mich & die Klinik die beste Lösung.

Wie fotografiert man auf einer Corona Intensivstation?

Ein Knackpunkt war, dass wir nicht wussten wie schnell sich das Geschehen rund um Corona und somit die Situation auf Station ändert. Evtl. war ich etwas naiv, als ich persönlich für mich mit einem Start auf Station nicht vor Mitte / Ende Januar rechnete. Ich sagte Frau Strasser zu, dass ich mir das Fotografieren auf der COVID ITS vorstellen und wir uns an die weitere Planung machen könnten.

Also trafen wir nochmals und vertieften die bisher eher losen Überlegungen. Sie hatte sich zwischenzeitlich Gedanken gemacht, wen man von Seiten der Klinik aus Einbinden und Anfragen müsste. Hierzu gehörte u. A. der der ärztliche Direktor der Klinik für Anästhesie & Intensivmedizin Herr Prof. Dr. Rosenberger, die Öffentlichkeitsarbeit mit Fr. Hermle, die Stationsleitung, Klinikseelsorge welche die Begleittexte beisteuern sollte Und vor allem die Mitarbeiter von der Intensivstation.

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Wofür absolut keine Idee existierte, wie wir später die Bilder der Öffentlichkeit präsentieren. Ein Ansatz war die kleine Kapelle innerhalb der Uniklinik. Per Aushang sollte dann auf die Bilder dort aufmerksam gemacht werden. Alles in eher kleinem Rahmen und nicht das, was jetzt am Ende daraus wurde.

Es war nun Mitte Dezember und Frau Strasser stellte die Idee einer Fotoreportage auf der Covid Intensiv den einzelnen, internen Stellen vor. Gleichzeitig schickte ich jeweils eine E-Mail an Herrn Professor Rosenberger und Frau Hermle von der Öffentlichkeitsarbeit. In dieser stellte ich mich vor, schilderte die Idee und Art der Umsetzung.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt nahm der Zug gehörig an Fahrt auf. Ich selbst war noch immer etwas skeptisch, dass dieses Projekt wie angedacht in der Klinik umgesetzt werden könnte. Es ist und bleibt ein extrem sensibler Bereich. Jeder kennt diesen berühmten Stein, welcher einem von irgendwoher in den Weg geworfen wird.

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Wir rannten jedoch gefühlt offene Türen ein.

Weiter mit Teil 2

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